Caesars Würfel

Wo ein Würfel fällt, ist Caesar nicht weit. Wenn wir uns aber das berühmt-berüchtigte Zitat etwas genauer ansehen, stellen wir rasch fest, dass es durch auch eine andere Sinnhaftigkeit geben kann:

Der patrizische Condottiere hat am Rubicon den Komödiendichter Menander zitiert – und zwar im Sinne „Möge der Würfel hochgeworfen werden“ (wie wir z.B. dank Plutarch erschließen können). Daraus erwächst ein umfänglicher Twist in Bezug auf die Interpretation. Es geht nicht um die Entscheidung, den Rubicon zu überqueren und einen Bürgerkrieg zu beginnen. Im Mittelpunkt steht stattdessen die Kaltschnäuzigkeit des römischen Aristokraten ein großes „Spiel“ zu wagen, dessen Ausgang völlig unabsehbar war.

Eines war Caesar in diesem Augenblick aber vollkommen klar: Geht dieses Spiel verloren, ist sein Leben verwirkt. Oder um mit Nassim Taleb zu sprechen – skin in the game! Für den großen Julier war die Sinnkopplung zwischen seiner Entscheidung und deren Konsequenzen vollkommen klar. Sind Entscheiderinnen und Entscheider in Organisationen nicht mehr an die Folgen ihrer Entscheidungen gekoppelt, kann das rasch zu massiven Problemen führen. Selbstverständlich ist es unmöglich, stets gute Entscheidungen zu treffen – eine Organisation hat aber das Recht auf die Initiierung eines guten Entscheidungsprozesses. Und vielleicht auf Mut auf der Ebene, auf der weitreichende Entscheidungen gefällt werden. Es muss nicht gleich die Überquerung des Rubicon sein.

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Author: Prof. Dr. Josef Löffl

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